Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 18

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
18 eindringenden Feinde einhieben. Auf das Zeichen der Trompeten ordneten sich die Reihen zum Ansturm. Die Krieger erhoben einen wilden Schlachtgesang, den sie durch die an den Mund gehaltenen hohlen Schilde noch zu verstärken suchten. Vom Lager herüber tönte das Heulen der Weiber und das Dröhnen einer Art Heerpauke. Wurden die Germanen zurückgeworfen, so hielten die vordersten die Schilde vor und die in der Mitte stehenden hoben ihn über den Kopf, so daß gleichsam ein Schutzdach gebildet wurde, das schwer zu zerstören war. — Während der aus Ruten geflochtene ober aus Brettern gebildete Schild zum Schutze diente, verwendete man lange Lanzen zum Stoße, Frameeu (kurze Spieße) und Hakenlanzen zu Stoß und Wurf, Wurfspeere zum Fernkampfe. Aus der Ferne schleuderten die Krieger metallene Eicheln und Steine. Pfeile und Wurfäxte. Außer diesen Waffen bediente man sich sowohl des langen als des kurzen Schwertes wie auch der Keule. Die Schwerter der Germanen waren aber oft schlecht gehärtet und so unterlagen sie im Nahekampse dem gutgestählten Kurzschwert der Römer häufig. Ju ihren Kämpfen wurden den Germanen die heiligen Feldzeichen vorangetragen: die Bilder der Schlange und des Wolfes (Wodan), des Bären und des Bockes (Donar), des Ebers (Fro). außerdem Wodans Lanze. Donars Hammer, das Schwert des Ziu. Ein den Germanen eigentümliches Feldzeichen war der an einer Stange befestigte, gewebte Drache. — Durch den Ungestüm, mit welchem die Deutschen, oft gegen alle Regeln der Kriegskunst gegen die Feinde vorgingen, erregten sie selbst bei den Römern großen Schrecken; römische Schriftsteller bezeichnen ihre Kampfeswut als den furor Teu-tonicus. Chaen. ttm das Jahr 100 ging mit unseren Vorfahren außerhalb des bei'deno^en Germaniens eine große Veränderung vor: Das Christentum manen^nngt zu den Germanen, die in den von den Römern gegründeten hä7esstädten am Rhein (Konstanz, Basel. Straßburg. Speier. Mainz, Aen Bingen, Koblenz. Köln) und an der Donau (Ulm, Augsburg, Regens-maniensburg, Salzburg, Wien) wohnten. Seit Marc Aurel ward es Regel bei den römischen Kaisern, die Reste besiegter Völkerschaften, namentlich germanischer, im römischen Staatsgebiete anzusiedeln. Sehr viele Germanen lebten als Sklaven im römischen Reiche; große Scharen germanischer Jünglinge dienten als Söldner im römischen Heere: somit war Tausenden Gelegenheit geboten, mit dem Christentum bekannt zu werden. Aber die römischen Imperatoren sahen in dem

2. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 27

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
27 von ihren Gütern nahmen, ihnen auch ihre Gesetze und ihre Freiheit ließen, so hatten sie alle diejenigen bald zu Freunden, die untersten, einer härteren Herrschaft geseufzt hatten, namentlich die stammverwandten Kelten. Der Übertritt des Königs und der meisten Franken zum katholischen Christentume führte auch die Geistlichkeit mit ihrem gewaltigen Einflüsse auf das Volk in das Lager der Sieger, die ihr dafür manche Vorteile zuwandten. Ganz selbstverständlich verlieh ferner die höhere Bildung den Romanen ein Übergewicht über die Franken, die im Hof- und Staatsdienste bald vor den klügeren Römern zurücktreten mußten. Endlich trug auch der Umstand, daß der König in Paris wohnte, also inmitten der romanischen Bevölkerung, viel dazu bei, die Gegensätze auszugleichen. In der westlichen Reichshälfte vollzog sich die Ausgleichung zu Gunsten der romanischen Volkselemente, in der östlichen behaupteten die germanischen das Übergewicht. — Das Frankenreich bestand ans drei Teilen: Anstrasien (Ostreich),Bestaa»-Neustrien (Wesireich) und Burgund. Einzelne große Teile, wie Alemamiien und Bayern, standen unter eigenen Herzogen. Der ganze Staat zerfiel in Gaue, die von Grafen verwaltet wurden. Mehrere Gaue standen manchmal unter der Oberaufsicht eines Herzogs. Das germanische Königtum hatte sich bei den Franken allmähliche®"^ umgewandelt; die einzelnen Stämme dieses Volkes wurden durch Fürsten regiert, die man als Gaukönige bezeichnet. Aus ihnen ging |’J^n der Herrscher für das ganze Volk hervor. Die Auffassung, welche in rums, der Urzeit vorherrschte, daß der Führer des Stammes nicht unbeschränkter Herr desselben sei, außer im Kriege, hatte sich im Laufe der Zeit in die geradezu entgegengesetzte umgewandelt: Der König ist nicht der Beauftragte des Volkes, sondern der ganze Staat ist persönliches Eigentum des Herrschers, und die Verpflichtung desselben seinen Unterthanen gegenüber besteht einzig und allein darin, daß er sie schützt, indem er für die Erhaltung des Friedens sorgt. In seiner Hand liegt die Ausführung richterlicher Urteile, er allein verhängt den Bann, entzieht den Königsschutz oder verleiht ihn Einzelnen besonders. Er ist der Kriegsherr, er entscheidet über Krieg und Frieden, er ernennt die Beamten, läßt die Polizei ausüben, Gericht halten; ihm gehören alle Einkünfte des Staates, er übt feine Hoheit auch über die Kirche aus. Seine Person ist eine geheiligte; wer ihm die Treue bricht, indem er Hochverrat und Landesverrat begeht, oder ohne Erlaubnis zu einem andern Könige übertritt, wird mit dem

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 43

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
43 Volk wollte den beliebten und verehrten Priester nicht ziehen lassen; er mußte in Rom bleiben und wurde bald darauf zum Papste gewählt. Nun hinderte ihn nichts, das Missionswerk in Britannien zu beginnen und zu fördern. Er sandte Glaubensboten dorthin, unterstützte ihre Predigt und machte sie fruchtbar durch Ermahnung und sein Gebet." — Mehrere Könige wurden für das Christentum gewonnen, so Ethebert von Kent 597, Eadwin von Northumberland 627, Cynegils von Wessex 635 u. a. Zum Erzbischof von Canter-bury ernannte Gregor den Benediktiner-Abt Augustinus, der nun durch Gründung von neuen Bistümern dem christlichen Glauben in England eine sichere Heimstätte zu bereiten suchte. Leider verfuhr er dabei nicht in rechter Weise. Er verletzte durch seine Unduldsamkeit die Culdeer, welche ebenfalls eifrig missionierten, indem er verlangte, daß sie die Gesetze, Sitten und Gebräuche der römischen Kirche annehmen sollten. Es entstand ein erbitterter Kamps zwischen beiden Missionen, der erst 664 auf einer Synode zu Gunsten der römischen Kirche entschieden wurde. „Doch gelang es der römischen Priester-schaft nie ganz, die angelsächsischen Nationaleigentümlichkeiten aus der Kirche zu vertilgen. Die angelsächsische Sprache blieb bis zum Einfall der Normannen Kirchensprache; die Taufformel war angelsächsisch, die Bibel war in angelsächsischen Übersetzungen unter dem Volke verbreitet. Ebenso wurde die Autorität des Papstes erst unter den Normannen in ihrer ganzen Macht begründet, das kanonische (katholische Kirchen-) Recht fand keine Geltung. Die Bischöfe wurden von den Königen eingesetzt, die Beschlüsse der Kirchenversammlungen bedurften zu ihrer Geltung der königlichen Bestätigung, die Kirchengüter waren gleich den weltlichen den Lasten und Abgaben unterworfen, die bürgerliche Gerichtsbarkeit umfaßte auch die Kleriker." (Weber.) Während noch der Streit zwischen den iro-schottischen Mönchen und den römischen Bischöfen geführt wurde, erblickte Winfried, Sprößling eines vornehmen westsächsischen Geschlechtes, das Licht der Welt (um 680). Er trat früh ins Kloster ein und lernte so eifrig, daß er bald als Lehrer thätig sein konnte. Da seine ganze Umgebung römisch gesinnt war, wurde auch er in dieser Denkweise erzogen und befestigt. 716 verließ er feine Zelle, um sich in Deutschland der Mission zu widmen. Sein erstes Arbeitsfeld war Friesland. Nachdem er noch in demselben Jahre seine Heimat besucht, die Würde des Abtes in seinem Kloster ausgeschlagen hatte, begab er sich 718 597 627 635 664 Boni- facius. 680 716 718

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 123

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
123 Man hätte glauben sollen, daß^eine so vorsichtig den Verhält-G-sese. niffen angepaßte Rechtspflege jedem Bedürfnisse des Volkes vollauf genügt hätte. Aber die Klagen über Selbsthilfe belehren uns eines andern. Es kam immer häufiger vor. daß Leute, die in Streit gerieten oder sich geschädigt glaubten, zu den Waffen griffen und sich mit Gewalt Recht zu verschaffen suchten. Der Friede wurde dadurch so oft gestört, daß die Reichstage sich immer von neuem mit der Frage beschäftigen mußten, wie diesem Übel zu steuern sei. Zwar standen die alten Volksrechte und die karolingischen Kapitularien noch überall in gesetzlicher Geltung, nur waren sie der Eigenart der verschiedenen Stämme mehr angepaßt worden und hatten somit einige Veränderungen erlitten, aber ihre Bestimmungen gegen Landfriedensbrecher schienen nicht scharf genug mehr zu sein. Wiederholt verkündete daher der Reichstag sogen. „Land- und Gottesfrieden" und setzte auf die Störung derselben die schwersten Strafen. Auch wurde bestimmt, daß solche Verordnungen ausgezeichnet, den Gesetzen der früheren Kaiser und Könige eingereiht und als immerwährendes Recht gehalten werden sollten. Nichtsdestoweniger klagte man zu Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, daß die Deutschen sich wenig an die geschriebenen Reichsgesetze kehren. Die Weiterbildung des Rechtes geschah durch die praktische Rechtsübung und Urteilsfindung. Erst Eike von Reppichau unternahm es. die im Sachsenstamme leben- 1230 digen Rechtsgewohnheiten in umfassender Darstellung zusammenzuordnen. Sein „Sachsenspiegel" erwarb sich bald ein außerordentliches Ansehen. „Er wanderte in alle Gebiete der deutschen Zunge, von Livland bis in die Niederlande, von Bremen und Hamburg bis nach Straßburg und Salzburg, ja über sie hinaus in den slavischen Osten." Während der „Sachsenspiegel" vorzugsweise das in Norddeutschland geltende Recht zusammenstellte, bot der „Schwabenspiegel", eine 1273 entstandene Erweiterung desselben, auch süddeutsche Rechtsbräuche. Das gebotene Gericht wurde beläutet und beschreit. Die Glocke rief alle Freien und die Urteiler insbesondere zu ihrem fad£ren-Rechte, wie die Kirchenglocke zum Gottesdienst, die Sturmglocke gegen Feind, Mörder und Feuer aufrief. Der Gegner dagegen wurde in der ältesten Zeit ohne Einmischung des Richters gerufen; der Kläger selbst sortierte feinen Schuldner, im Beisein von Zeugen, vor Gericht

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 131

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
131 Für die Kolonisation im Südosten des Reiches ist Bayern der Ausgangspunkt geworden. Heinrich, Ottos d. Gr. Bruder, brach mit unerschütterlicher Ausdauer deutschem Wesen Bahn. Seine Arbeit führten in späterer Zeit die babenbergischen Herzöge (seit 1156) von Österreich weiter, sie sind die eigentlichen Verbreiter deutscher Kultur im Südosten. Der Strom der deutschen Einwanderung flutete bis in die östlichen Alpenthäler, bis an den Karst und bis nach Istrien, die äußersten Grenzen erreichte sie wohl in Siebenbürgen und am Südabhange der Karpathen. Aber hier blieb das slavische Element mitbestimmend, es bildete sich eine Mischung von deutschen und slavischen Elementen, während im Norden eine rein-deutsche Bevölkerung entstand. (Meist nach Müller.) Alles staatliche Leben hat seine Grundlage im Familienleben, dieses ist der Keim, aus welchem jenes sich entwickeln muß, und die Ent- le6cn-Wicklung wird schneller oder langsamer, gedeihlich oder kümmerlich von statten gehen, je nachdem das Familienleben seinen eigenen Gesetzen folgt oder dieselben verleugnet und somit der Vernichtung entgegentreibt. Daß deutsche Kultur so hoch geschätzt wurde, erfolgreich in die fernsten Länder eindrang und deren schlummernde Kräfte zu mächtiger Entfaltung und hoher Blüte zu bringen wußte, ist jedenfalls nur eine Folge der gesunden Erziehung, welche das deutsche Kind im Elternhause empfing und die es befähigte, die größten körperlichen Anstrengungen zu ertragen, klaren Blickes auch in der Fremde sofort die Anknüpfungspunkte zu finden, welche leibliches wie geistiges Wohlergehen forderten, und mit unerschütterlicher Ausdauer die als richtig erkannten Wege stetig zu verfolgen. Schon im Altertume waren die deutschen Frauen wegen ihrer Keuschheit berühmt, und die Treue deutscher Ehegatten fand in ergreifenden Liedern die schönste Verherrlichung. Im wesentlichen gilt das auch von dem Eheleben in dieser Periode. „Auf Grund einer Eheberedung der beiderseitigen Verwandten ge-1s-|erä schah die Verlobung von Braut und Bräutigam vor Zeugen. Der nächste männliche Verwandte der Jungfrau führte sie herzu. Sie sprach ihre Zustimmung aus. Der Bräutigam küßte sie und wechselte mit ihr die Ringe. Die Vermählung wurde unter gleichen Förmlich- Ber-keiten vollzogen. Die Verwandten versammelten sich. Man bestimmte Iu"a-das Heiratsgut. Das Brautpaar trat in den Kreis, welchen Geschlechtsgenossen und Freunde schlossen. Ein des Brauches kundiger 9*

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 149

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
149 „Annolied" um die Mitte des zwölften Jahrhunderts) in großer Zahl. Die Krone aller poetischen Erzeugnisse aber ist das wahrscheinlich auch dieser Zeit angehörende Nibelungenlied, dem sich die Gudrun würdig anschließt. Ersteres, dessen einzelne Lieder durch einen österreichischen Ritter, „der Kürenberger", zu einer einzigen Dichtung vereinigt sein sollen, schildert die Kämpfe der Burgunden mit den Hunnen zur Zeit der Völkerwanderung, letzteres schildert das bewegte Leben der alten Seekönige an der Nordsee und verherrlicht die stiüduldende Treue des Weibes, während im Nibelungenliede mehr die beharrlich ringende hervortritt. In dem dichterischen Ausgestalten der Stoffe, welche die Phantasie des Volkes so nachhaltig erregten, daß die herrlichsten Lieder (Nibelungen und Gudrun) unmittelbar aus dem Gemüte hervorgegangen zu sein scheinen und keinem einzelnen Dichter angehören, sondern das ganze Volk gleichsam zum Verfasser haben, offenbart sich das gewaltige Ringen des deutschen Geistes nach Befreiung von den Fesseln der fremden Sprache. Letztere ward verdrängt, als sich die eigene Sprache mehr und mehr dem reicheren Geistesleben anschmiegen lernte. Sie ward beweglicher in ihren Wandlungsformen, die volltönenden Endsilben wichen immer mehr den tonlosen, die nur das e noch beibehielten; an die Stelle des „Althochdeutsch" trat das sogenannte „Mittelhochdeutsch". Letzteres erwuchs aus der schwäbischen Mundart und errang bald die ausschließliche Herrschaft in der Mitte und im Süden unseres Vaterlandes, sie herrschte von 1150—1500. Während die lateinische Dichtung ganz in den Händen der Geist- ^uz-lichen gelegen hatte, erfaßte die Begeisterung, welche von den Kreuzzügen ausging, jetzt auch die Laien. Namentlich war es der Stand der Ritter, den das Wehen einer großen Zeit zu poetischen Schöpfungen drängte, in denen sich das Geistesleben der damaligen Welt getreulich abspiegelt. Man bezeichnet diese Periode als die erste Blüte unserer Sprache, sie war eine höfisch-ritterliche und zog nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Stoffe in ihr Bereich, denen sie aber stets den Stempel deutschen Geistes aufprägte. — Der erste Kreuzzug (1096—1099) unter Gottfried von Bouillon fiel in die unglückliche Zeit der Regierung Kaiser Heinrichs Iv. und ging fast spurlos an Deutschland vorüber, erst an den folgenden unter Konrad Iii. (1147— 1149) und unter Friedrich I. Barbarossa (1189 — 1192) haben sich die Deutschen in großen Scharen beteiligt. Viele trieb jeden-

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 154

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
154 mächtiger Strom neuen Lebens durch die Völker, die sich mehr und mehr zu festen staatlichen Verbänden zusammengeschlossen hatten. Überall regte sich das Dankgefühl gegen den gnädigen Gott, welcher der sündigen Menschheit noch Frist zur Buße gab. Aus diesem Gefühl heraus entsprang der Trieb zu neuen Kirchenbauten. Leiter der Bewegung waren die Geistlichen, namentlich die Mönche, die Pläne und Risse entwarfen und die Arbeiten der Bauhandwerker überwachten. Aus der Vereinigung der letzteren sind die sogenannten „Bauhütten" entstanden, die ihre Mitglieder nach festen Regeln aufnahmen und ausbildeten. Wer seine Lehrzeit beendigt hatte, mußte eine Probearbeit anfertigen und mit feinem Merkzeichen versehen. Dieses Zeichen wurde hinter seinem Namen in das Gesellenbuch eingetragen-und diente ihm. trenn er wandern wollte, zur Beglaubigung seiner Fähigkeit. «km; das Christentum seinen Ausgang im Oriente nahm und dar- ^ auf zunächst die südlichen Länder Europas seinem Gebote unterwarf, da ferner Rom sehr bald der Hauptsitz der Kirche ward, erklärt es sich leicht, daß die christlichen Bauwerke von Kirchen und Klöstern nach dem Muster römischer oder griechischer (byzantinischer) Häuser errichtet wurden. Die ersten christlichen Bethäuser wurden „Basiliken" genannt. Eine „Basilika" war ein längliches Viereck mit flach aufliegender Decke. Diese Grundform der Kirchen, „romanischer", auch wohl „byzantinischer" Stil genannt, herrschte in Deutschland bis zum dreizehnten Jahrhundert vor. dann ward er durch den in Frankreich aufgekommenen „gotischen" oder „germanischen" Baustil verdrängt. Italien, das Land der Antike, blieb den romanischen Formen, die in abertausend Bauwerken das ganze Denken und Sinnen der Menschen gefangen nahmen, bis auf geringe Veränderungen getreu. manisch- Wie vorhin erwähnt, „ist die altchristliche Basilika der Ausgangs-®til Punkt für die mittelalterliche Architektur (Baukunst). Das Langhaus erstreckt sich als breites, hohes Mittelschiff zwischen zwei nur halb so hohen und breiten Seitenschiffen. Am Ende desselben scheidet gewöhnlich ein kräftig vorspringendes Querhaus von der Höhe und Breite des Langhauses dasselbe vorn Chore, die Kreuzesgestalt der Kirche klar ausprägend. Bisweilen tritt allerdings das Ouerfchiff nicht über die Seitenschiffe vor, oft bleibt es sogar ganz weg. Die wesentlichste Umgestaltung erfuhr nun vorerst der Chorraum. In der altchristlichen Basilika schloß derselbe als eine halbrunde Nische

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. VI

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Vi , Wo bei der Vergleichung zu Tage trat, daß Irrtümer sich eingeschlichen hatten, oder die Entwicklung nicht ganz klar zum Ausdruck gekommen war, habe ich die bessernde Hand angelegt. Infolgedessen sind einige Abschnitte teilweise, andere vollständig umgearbeitet (Entwicklung des germanischen Königtums, bischöfliche Herrschaft und Städtewesen u. s. w.). An einigen Stellen habe ich mich, trenn auch ungern, zu kleinen Erweiterungen entschlossen, die der Vollständigkeit wegen nötig schienen (Karl d. Gr.. Bischöfe und Äbte, bildende Künste). Es seien mir nun noch ein paar Worte über einzelne Fragen, die das Buch betreffen, sowie über den Gebrauch desselben gestattet. Schon im Vorwort zur ersten Auflage habe ich auf die Schwierigkeiten hingewiesen. welche sich für den Lehrer bei der Vorbereitung auf die Geschichtsstunde ergeben. Für eine zusammenhängende Darstellung der Geschichte — und wenn es auch nur die vaterländische wäre — mit ihren tieferliegenden Ursachen, ihren oft kraus durcheinander laufenden Verbindungen und den häufig weitreichenden Folgen haben unsere Schüler noch kein Verständnis. Wir müssen uns daraus beschränken, aus dem Wege durch die Geschichte einzelne Höhenpunkte derselben, d. i. das Leben der großen Personen, die aus weite Kreise unseres Volkes bestimmend eingewirkt haben, zu beleuchten. Wenn das Kind so weit geführt werden kann, daß es die Formen, in denen das Leben bedeutender Männer und Frauen zur Erscheinung kommt, kennen und verstehen lernt, ist viel erreicht. Von dem sichern Boden der Thatsachen ausgehend, schärst sich der Blick für Ursache und Wirkung, das Interesse steigt und rastet nicht eher, bis es in dem kleinen Kreise, den es umfassen kann, heimisch geworden ist. Da findet sich nun vieles, das scheinbar klein und unbedeutend ist. gleichsam nur zur Ausstattung der Umgebung dient, in deren Mittelpunkt der Held der Geschichte steht. Eine genauere Betrachtung zeigt jedoch, daß auch der größte Geist die Fesseln des Irdischen wohl lockern, aber nicht ganz abstreifen kann. Er bleibt ein Glied der Gesellschaft, in der er aufwuchs und kann sich ihrem Einfluß nie entziehen. Damit aber betreten wir den Boden der Kulturgeschichte, die uns das Wirken einer Macht nachweist, welche in unzähligen Formen im Menschenleben zur Erscheinung kommt und ihren getreuen Ausdruck in den verschiedenen Gesellschaften und Vereinigungen der Menschen findet. Sie bilden den Boden, aus welchem die Heroen der Geschichte hervorgegangen sind, und ihr Leben und Streben kann nur da recht verstanden werden, wo ein liebevolles Eingehen auf die Gesellschaftskreise, denen sie entsprossen sind oder in die sie eintreten, stattfindet. Für den Lehrer, der die Behandlung der Geschickte von dieser Seite betrachtet, entsteht naturgemäß die Frage: Wotier nehme ich die Kenntnis der kulturgeschichtlichen Verhältnisse? Die Antwort ist nicht schwer; denn der Bienenfleiß unserer Geschichtsforscher hat eine solche Menge Stoff in zahlreichen Werken über deutsche Geschichte

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 36

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
36 Acker- bau. werden Ärzte, jüdische und solche von christlicher Abkunft, erwähnt. Dieselben bedienten sich des Messers, der Sonde, des glühenden Eisens und des Verbandzeuges, wendeten Schröpsköpse an und ließen zur Ader, verordneten Pflaster und gaben Tränke ein. — Lied und Saitenspiel fanden besonders an den Höfen der Fürsten ihre Pflege. Das Lied klingt ernst und feierlich, seine Form ist der Stabreim. Aus den Liedern dieser Zeit ist als ältestes das vom Kampfe Hadhu-brants mit seinem Vater Hiltibrant, dem alten Waffenmeister Dietrichs v. Bern, auf uns gekommen." Während das geistige Leben in den Wirren der Zeit mehr und mehr zurückgedrängt wurde, erfreute sich das wirtschaftliche, weil es die äußeren Bedingungen zur Erhaltung und Entwicklung des menschlichen Daseins bietet, einer allgemeinen und fortschreitenden Pflege. In den fränkischen Ansiedelungen rechts vom Rheine bilden neben einzelnen Höfen Dörfer die Regel, in Gallien finden sich dagegen vorzugsweise Meierhöfe, seltener Dorfanlagen. Die Flur des Dorfes ist nicht mehr Besitz der ganzen Gemeinde, sondern der Einzelne hat seinen gesonderten Teil davon als freien Besitz bekommen, den er anfangs nur auf die Söhne, später auch auf Töchter und Geschwister weiter vererbt; beim Fehlen der Erben fällt das herrenlose Gut an die Gemeinde. Sie kann neue Niederlassungen Fremder abweisen, selbst dann, wenn es sich um den Antritt eines im Orte bereits bestehenden Hofes handelt. Der Einspruch, den jedes Gemeindemitglied erheben darf, muß binnen Jahresfrist erfolgen. Dem Sondereigen (Privateigentum) steht der allen freien Bewohnern gemeinsame Besitz desjenigen Teiles der Flur gegenüber, der nicht verteilt worden war, die Allmende oder die gemeine Mark, sie umfaßt Wald, Weide, Gewässer u. dgl. Dem Einzelnen stand wegen der Gemeinsamkeit des Besitzes nur das Nutzungsrecht der Allmende zu. Doch durfte er Strecken derselben roden und umbrechen d. i. urbar machen. Dieses sogen. Neuland unterlag indes dem Flurzwange nicht, der für das Sondereigen galt und darin bestand, daß dem Besitzer desselben der Anbau bestimmter Pflanzen seitens der Gemeinde vorgeschrieben werden konnte. Als die Franken nach der Eroberung Galliens die Verteilung des Grundbesitzes vornahmen, schieden sie zunächst alles Land aus, das zur Zeit der römischen Herrschaft dem Kaiser oder dem Staate (Fiskus) gehört hatte, und überwiesen es dem Könige. Ebenso fiel diesem auch

10. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 40

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
40 gegen diejenigen fremder Länder. Gemünztes Geld war wenig im Umlauf. Statt des Edelmetalles dienten Vieh, Waffen. Jagdfalken, vielleicht auch Getreide als Tauschmittel. Erst nach der Erwerbung der Provence fingen die fränkischen Könige an, den Goldsolidus mit ihrem eigenen Namen auszuprägen. Er wog 4,55 gr, später nur noch 3,88 gr. Auf den Goldsolidus gingen 40 oder 12 Silberdenare. Ein Solidus zuerst — 12,50 Ji, später — 10,71 Jk Er war zunächst Rechnungsmünze, thatsächlich wurde meist in Vieh gezahlt, wobei ein Rind 1 bis 3 Soldi galt. (Unser Pfennigzeichen ^ ist der erste Buchstabe des Wortes Denar.) Christen- Als das Frankenreich unter Chlodovech die Erbschaft des 476 beiden untergegangenen weströmischen Reiches antrat, fiel ihm naturgemäß man-n au$ die Aufgabe zu, für die Christianisierung der großen germani-ijeutiflnifchen Volksstämme zu sorgen, welche rechts vom Rheine bis zur Elbe Dkeck>-hin wohnten, insbesondere der Friesen, Sachsen, Thüringer und Hessen. Unter den Stürmen, welche nach Chlodovechs Tode das Reich der Franken durchtobten, konnte indes die friedliche Arbeit der Mission nicht gedeihen, auch fehlte es den Franken an der zu diesem schwierigen Werke durchaus erforderlichen Opferwilligkeit und Bildung. Wenn diese indes auch vorhanden gewesen wären, würden die Missionsbestrebungen doch Hindernissen begegnet sein. die von den heidnisch gebliebenen Stämmen selbst ausgingen und ihrer Natur nach nur durch unentwegte Standhaftigkeit und Treue im Dienste des Welterlösers überwunden werden konnten. „So leicht es inmitten der römischen Bevölkerung und unter ganz veränderten Lebensbedingungen den ausgewanderten Ostgermanen werden mußte, sich dem Glauben Christi zuzuwenden, eben so schwer war es den Westgermanen, in der alten Heimat, welche tausendfältige Erinnerungen an den alten Glauben bewahrte, in Verhältnissen, die unverändert und noch ganz von heidnischen Anschauungen durchdrungen waren, auf den geheiligten Glauben der Väter zu verzichten und einer neuen Lehre sich zuzuwenden, welche in fremdem Gewände, in der Sprache des römischen Feindes, zu ihnen redete und als eine Lehre des Friedens vor allem von ihnen Ablegung jener kriegerischen Gesinnung forderte, welche ihr Leben durchdrang und noch den Todwunden mit der Hoffnung auf Walhalla freudig erhob. Es mußte also die Annahme des Christentums nicht bloß als ein Wechsel des Glaubens, sondern auch als ein Aufgeben des alten Volkstums erscheinen. So erklärt sich die Hartnäckigkeit.
   bis 10 von 192 weiter»  »»
192 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 192 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 27
2 0
3 3
4 137
5 5
6 0
7 2
8 1
9 1
10 47
11 0
12 3
13 2
14 0
15 1
16 3
17 1
18 0
19 2
20 0
21 4
22 1
23 0
24 0
25 21
26 18
27 28
28 2
29 3
30 0
31 1
32 0
33 3
34 5
35 1
36 5
37 46
38 3
39 20
40 1
41 0
42 1
43 2
44 1
45 98
46 3
47 10
48 4
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 18
1 219
2 0
3 88
4 185
5 32
6 71
7 23
8 144
9 245
10 52
11 35
12 78
13 119
14 0
15 27
16 283
17 832
18 13
19 352
20 35
21 118
22 9
23 167
24 128
25 111
26 31
27 14
28 88
29 153
30 26
31 0
32 83
33 19
34 50
35 127
36 304
37 49
38 373
39 292
40 105
41 381
42 129
43 192
44 45
45 623
46 158
47 2
48 27
49 71
50 5
51 194
52 259
53 1
54 181
55 0
56 51
57 15
58 34
59 211
60 349
61 46
62 40
63 6
64 12
65 26
66 32
67 13
68 301
69 129
70 28
71 262
72 440
73 76
74 39
75 173
76 269
77 530
78 27
79 46
80 45
81 20
82 104
83 44
84 142
85 78
86 77
87 259
88 0
89 4
90 54
91 172
92 1138
93 26
94 447
95 13
96 18
97 10
98 343
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 4
1 1
2 0
3 2
4 1
5 6
6 0
7 14
8 5
9 0
10 3
11 0
12 2
13 1
14 0
15 0
16 1
17 0
18 2
19 14
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 2
27 0
28 1
29 11
30 0
31 4
32 0
33 21
34 0
35 3
36 0
37 0
38 0
39 5
40 13
41 1
42 0
43 4
44 2
45 0
46 0
47 1
48 1
49 0
50 2
51 0
52 21
53 0
54 70
55 1
56 0
57 2
58 15
59 16
60 7
61 6
62 6
63 0
64 1
65 0
66 0
67 10
68 2
69 0
70 0
71 14
72 3
73 2
74 9
75 2
76 0
77 3
78 3
79 2
80 15
81 29
82 2
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 0
90 0
91 34
92 0
93 2
94 0
95 1
96 0
97 3
98 2
99 2
100 9
101 0
102 1
103 0
104 0
105 5
106 6
107 2
108 0
109 0
110 2
111 1
112 2
113 0
114 1
115 0
116 1
117 0
118 3
119 0
120 2
121 0
122 3
123 4
124 6
125 0
126 2
127 22
128 0
129 2
130 0
131 5
132 2
133 5
134 0
135 0
136 94
137 2
138 1
139 0
140 1
141 0
142 3
143 4
144 3
145 12
146 0
147 5
148 24
149 0
150 2
151 17
152 0
153 0
154 7
155 6
156 2
157 9
158 4
159 0
160 1
161 4
162 0
163 0
164 1
165 16
166 19
167 1
168 1
169 0
170 1
171 0
172 15
173 11
174 0
175 14
176 4
177 25
178 0
179 5
180 1
181 0
182 21
183 32
184 0
185 0
186 0
187 3
188 5
189 0
190 0
191 0
192 4
193 0
194 13
195 0
196 2
197 0
198 0
199 5